In gut zwei Wochen beginnt der sogenannte „phänologische Frühling“. Weil sich durch den Klimawandel die Vegetationsphasen verschieben, erwacht die Natur rund zwei Wochen früher als vor einigen Jahrzehnten. Mit den wärmeren Temperaturen verbinden wir die Hoffnung, dass sie im Einklang mit den Impfungen und den Corona-Regeln ein schnelles Ende der Pandemie bringen.
Die wärmeren Temperaturen künden jedoch auch davon, dass Deutschland mittlerweile schon zwei Grad wärmer geworden ist als vor Beginn der Industrialisierung. Wärmerekorde werden mittlerweile regelmäßig überboten.
Wir meinen, wir können aus unseren Erfahrungen mit dem Virus – so schmerzhaft und hart sie auch sind – auch Lehren daraus ziehen, wie sich die Stadt an den Klimawandel anpassen kann: Auch diesen müssen wir als globale zentrale Herausforderung ernst nehmen. Wir müssen lange eingeschliffene Routinen und liebgewonnene Gewohnheiten hinterfragen. Wir müssen die Begriffe ‚Resilienz‘ und ‚Transformation‘ lernen und auf die Wissenschaft hören. Und wir sollten zusammenstehen und die Krise gemeinsam meistern.
Gegen die Bedrohung unserer Lebensgrundlagen haben wir vor gut einem Jahr dem Klima-Aktionsprogramm gerne zugestimmt und sind sicher, dass die mehr als 50 Maßnahmen bald ihre Wirkungen entfalten. Neben dem forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien sind das beispielsweise der Ausbau des ÖPNV, die Umsetzung der echten Fahrradstadt; mehr Bio-, regionale und saisonale Ernährung in den städtischen Kantinen; eine Klimaschutzkampagne. Mehr Hecken, Bäume und Grünflächen; mehr Oberflächengewässer. Und Kühlung für die 20 heißesten Stellen in der Stadt.
Wir haben mit dazu beigetragen, dass städtische Neubauten künftig klimaneutral und nach dem Plusenergiestandard errichtet werden – das macht noch keine andere Stadt in Deutschland. Und wir tragen das Ziel mit, die städtischen Immobilien – Schulen, Kliniken, Kläranlagen, Bäder, Büros etc. – in den nächsten zehn Jahren klimaneutral zu machen. Dafür müssen wir die Finanzierung bereitstellen.
Die Stadt ist auf einem guten Weg. Die Klimaneutralität wird in Stuttgart jedoch nur erreicht, wenn wir sie uns alle – als Mieterin, Hausbesitzer, Unternehmerin, Autofahrer, Konsumentin, Landwirt, Freizeitsportler, Urlaubsreisende … – zu unserer Sache machen.
Die Klimawissenschaftler sagen uns, es verbleiben noch knapp 7 Jahre, bis das CO2-Budget aufgebraucht und die Erde global 1,5 Grad wärmer geworden ist. Auch wenn dieses Ziel möglicherweise nicht geschafft wird, sollten wir dennoch schnell, entschlossen und mit voller Kraft versuchen, die Emissionen auf Null zu bringen. Denn: Je später wir die Sache anpacken, desto größer wird die Aufgabe.

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