Zeiten gendern sich

Voller Tatendrang und der gebotenen Eile bringt unser Oberbürgermeister ein neues Thema aufs Tablett. Nach Riesenrad und Tampons widmet er sich nun den Sternen.
Schön wäre, wenn der OB mit inhaltlicher Arbeit auffällt und die Themen angeht, die laut Stuttgart-Umfrage die Bürger*innen am meisten bewegen: Wohnen, Energie und Klimaschutz, Kitas und Schulen. Schade, ein Anfang wäre am 6. Februar 2024 möglich gewesen bei der Diskussion im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik über Preiserhöhungen im ÖPNV und Windkrafträder in Stuttgart.
Und bereits sein Haushaltsentwurf hat gezeigt, dass auch die Digitalisierung der Verwaltung keines seiner Sternchenthemen ist. Und das angesichts der Stuttgart-Umfrage, in der 90 Prozent der Stuttgarter*innen angegeben haben, das Internet selten bis nie zu nutzen, um mit der Verwaltung in Kontakt zu treten. Wen wundert’s, wenn es kein passendes Angebot gibt. Gut, dass wir im Haushalt ordentlich nachgelegt haben, da für uns eine funktionierende, moderne, digitalisierte Stadtverwaltung oberste Priorität hat.
Hintergrund
Oberbürgermeister Dr. Nopper möchte, dass Gender-Sonderzeichen wie das Sternchen, Doppelpunkt oder das Binnen-I in der Verwaltung künftig nur noch in Ausnahmefällen verwendet werden. Mit einem Rundschreiben unter dem Titel „Empfehlung zum Einsatz geschlechtergerechter Sprache für die Verwaltung der Landeshauptstadt Stuttgart“ hat er darüber die Mitarbeiter*innen am 5. Februar informiert.
Stuttgart-Umfrage
Der Oberbürgermeister begründet seine Empfehlung unter anderem mit den Ergebnissen der Stuttgart-Umfrage 2023 des Statistischen Amts der Landeshauptstadt Stuttgart. Demnach lehne eine „überwiegende Mehrheit der Bevölkerung“ die Verwendung von Gender-Sonderzeichen ab. Dies ist nicht korrekt, wie ein Blick in die Umfrage zeigt:
Auf die Frage „Einige Stadtverwaltungen verwenden gendergerechte Sprache (z. B. Wählerinnen und Wähler / Wähler*innen / Wählende). Halten Sie das grundsätzlich für eine gute oder schlechte Entscheidung?“ haben lediglich 44 Prozent geantwortet, dies sei „eine schlechte Entscheidung“. Dagegen befürworten 31 Prozent das Gendern in Verwaltungen („eine gute Entscheidung“), 25 Prozent haben sich (noch) nicht festgelegt und antworteten mit „weiß nicht“. Dass laut Stuttgart-Umfrage eine Mehrheit gegen das Gendern in Stadtverwaltungen sei, ist somit schlicht falsch.
Kritik von Personalrat
Der Gesamtpersonalrat (GPR) der Landeshauptstadt Stuttgart kritisiert das Rundschreiben des OB: Anders als vom OB dargestellt, sei der Personalrat nicht ausreichend eingebunden worden. Vielmehr habe er sofort Bedenken geäußert und Gesprächsbedarf angemeldet. Trotzdem wurde das Schreiben in einem Online-Artikel unmittelbar danach veröffentlicht, noch bevor die Mitarbeiter*innen informiert wurden.
In einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Dr. Nopper macht der Gesamtpersonalrat seine Position deutlich. Darin verweist er u. a. darauf, dass die Landeshauptstadt die Vielfalt der Gesellschaft spiegelt und sich diese auch in der Sprache ausdrücken sollte. Der Gesamtpersonalrat möchte daher weiterhin an den vom Gemeinderat 2020 verabschiedeten „Hinweisen zur Umsetzung der geschlechtersensiblen Sprache für die Landeshauptstadt Stuttgart“ festhalten: „Für uns gibt es keinen Anlass, an der geübten und gelobten Praxis etwas zu ändern.“
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