Vertikales Grün macht Klima

Auch Stuttgart leidet in der Sommerzeit unter der Hitze in der Stadt. Asphaltierte Flächen und versiegelte Böden speichern die Wärme, Regenwasser kann nicht versickern. Gebäudefassaden heizen sich auf und reflektieren zusätzlich die Sonneneinstrahlung. Dabei könnten viele dieser Flächen durch Begrünung aktiv zur Kühlung der Umgebung beitragen.
Begrünte Fassaden reduzieren die Hitze, indem sie Verdunstungskälte erzeugen und Sonnenstrahlen absorbieren. Während sich eine übliche Gebäudefassade im Sommer aufheizt, hat eine begrünte Fassade zwei Grad weniger als die Außentemperatur. Sie sorgt so für ein angenehmes Mikroklima und sieht auch noch gut aus, wie die Fassade der neuen Calwer Passage zeigt. Davon brauchen wir in Stuttgart mehr!
Grün wächst steil nach oben
Bei Neubauten sind städtische Vorgabe zur Begrünung richtig. Im bereits teilweise entwickelten Neckarpark sind mindestens 30 Prozent Fassadenbegrünung vorgegeben. Hier zeigen sowohl die Stadt und als auch private Bauträger, dass klimaangepasstes Bauen funktioniert. Gespannt sind wir auf das Haus des Tourismus am Marktplatz, wo wir uns für eine intensive Begrünung und einen begehbaren Dachgarten mit Rooftop-Terrasse eingesetzt haben. In seinem heutigen Zustand ist der Marktplatz im Sommer ein echter Hotspot, eine begrünte Umgebung wird die Aufenthaltsqualität deutlich verbessern.
Mehr Grün im Bestand
Deshalb fordern wir auch schon lange die Begrünung des Stuttgarter Rathauses. So könnte die Gebäuderückseite an der Eichstraße schon lange begrünt sein, aber bei Bestandsgebäuden passiert viel zu wenig. Andere städtische Liegenschaften wie das Bürgerzentrum West und das Stadtarchiv an der Reichenbachstraße haben ebenfalls viel Potenzial und bieten sich als Vorbildprojekte an.
Grün endlich umsetzen
Dabei haben wir im Gemeinderat schon vor Jahren Mittel für Begrünungen zur Verfügung gestellt: Bereits 2017 wurden 200.000 Euro für eine begrünte Wand beschlossen, die bis heute nicht umgesetzt ist. Auch das 2019 im Rahmen des Programms „Weltklima in Not“ beschlossene Modellprojekt „Fassadengarten“ wurde bislang nicht realisiert.
Andere Städte wie zum Beispiel Wien haben die Bedeutung von Fassadenbegrünung für das Stadtklima längst erkannt und auch in Singapur tragen „Vertical Gardens“ zur Abkühlung bei. Stuttgart hat zwar die ersten Schritte getan, doch insbesondere bei der Begrünung von Bestandsgebäuden besteht großer Nachholbedarf. Es ist Zeit für mehr vertikales Grün in Stuttgart!
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