Stuttgart zur Solarstadt machen

6. Dezember 2023
Die Solaroffensive wirkt. Seit der neuen Förderung durch die Stadt im Jahr 2020 wurden mehr als 2.200 Förderanträge gestellt.

Wir wollen die Solar-Potentiale in Stuttgart offensiver ausschöpfen. Für mehr Strom vom Dach braucht es mehr Bürger*innen, die mitmachen und Handwerker*innen, die das umsetzen.

Stuttgart hat es als Großstadt nicht leicht mit der Energiewende. Wind gibt es wenig, aber mit der Sonne stehen die Chancen besser, regenerativen Strom zu erzeugen. Dem Ausbau von Solaranlagen stehen allerdings noch zu viele Hindernisse im Weg. Fakt ist, dass wir heute mit rund 70 Megawattpeak installierter Leistung weiterhin nur einen Bruchteil des Potentials gehoben haben.

Dennoch ist der eingeschlagene Weg richtig. Die Solaroffensive wirkt. Seit der neuen Förderung durch die Stadt im Jahr 2020 wurden mehr als 2.200 Förderanträge gestellt. Auch der städtische Zubau der Photovoltaik-Anlagen nimmt inzwischen Fahrt auf – bis 2025 sollen auf allen Schulen und bis 2030 auf allen städtischen Liegenschaften PV-Anlagen installiert werden. Gerade mit Blick auf die privaten Potentiale müssen wir aber schneller werden und weitere Ausbaupotentiale heben. Aber wie?

Bürokratische Hürden senken

Hier hilft das Solarpaket der Bundesregierung, das den Ausbau beschleunigt, den Bau von Agri-PV auf landwirtschaftlichen Nutzflächen oder Parkplatz-PV erleichtert und bürokratische Hürden senkt. Dazu gehören auch Mieterstrom- und Balkon-PV, was zielgerichteter gefördert wird. Hier setzt die Stadt an, indem beispielsweise Wohneigentümergemeinschaften bessergestellt werden und die Kosten für Volleinspeiseanlagen, die den gesamten erzeugten Strom einspeisen, künftig bis zu 100 Prozent gefördert werden können. Dies ist der richtige Weg, waren doch Mehrfamilienhäuser bisher beim Ausbau stark unterrepräsentiert. Auch Balkonanlagen werden künftig besser gefördert, mit 200 Euro Anschlussförderung und bis zu 300 Euro für sozial Benachteiligte. Dazu kommt die neue digitale Plattform für Förderanträge.

Der Grund für den Engpass beim PV-Ausbau in 2022 lag vor allem darin, dass es keine Anbieter mehr gab und Personal und Material fehlten. Deshalb braucht die Energiewende ein Handwerksbündnis. Wir müssen dabei unterstützen, dass wir künftig ausreichend Fachkräfte für die Energiewende haben und das Handwerk sich durch weniger Bürokratie auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann.

PV auf Parkplätzen und Bushaltestellen

Die Anfang des Jahres geführte Debatte in den städtischen Gremien hat gezeigt: Jetzt muss es darum gehen, wie wir schneller vorankommen! Dort, wo es nachvollziehbar nicht geht, etwa aufgrund von verschatteten Dächern, müssen wir „verlorene Potentiale“ kompensieren und bisher unbeachtete Potentiale heben. Beispielsweise auf Parkplatz- und Verkehrsflächen, Agri-PV-Flächen, Fassaden-PV, oder PV auf Sport- und Spielflächen. Es darf künftig keine dauerhaften Parkplätze ohne PV mehr geben. Auch Parkhäuser, Schienenwege und Schnellstraßen, aber auch Bushaltestellen, brauchen PV-Anlagen. Fünf positive Beispiele gibt es bereits: Das Klärwerk in Mühlhausen hat eine zwei Megawattpeak große Faltsolaranlage gebaut, das städtische Weingut will 2024 die erste wissenschaftlich begleitete PV-Anlage auf einem weiterhin bewirtschafteten Weinberg errichten. Das Leuze- und das Daimlerparkhaus am Wasen erhalten PV-Anlagen auf ihrer obersten Etage. Und auch das Stadion bekommt eine PV-Anlage aufs Dach.

Lernen von Best-Practice-Modellen

Eigenheimbesitzer*innen brauchen Hilfe auf dem Weg zum Solardach. Es braucht bessere Öffentlichkeitsarbeit und Beratung, vereinfachte Förderverfahren und möglichst beschleunigte Prozesse bis zum Erhalt des Förderbescheids. Wie das geht, zeigt die Botnanger Solaroffensive. Sie hat sich bei der Antragstellung zusammengetan und dabei Unterstützung von sogenannten Solarscouts (ehrenamtliche Berater*innen) erhalten. Der Vorteil liegt auf der Hand: Eine größere Solarfläche bringt Synergieeffekte bei der Bestellung und der Bauausführung. Dass es einen enormen Bedarf hierfür gibt, hat eine Veranstaltung mit Beteiligung von uns GRÜNEN im Stuttgart Westen gezeigt.

Björn Peterhoff

Alles rund um Balkonkraftwerke gibt es auf der Website der Stadtwerke Stuttgart:

www.stadtwerke-stuttgart.de/solarenergie/photovoltaik-balkon

Lesen Sie hier unseren Antrag: Mehr Photovoltaik in der Stadt umsetzen: Technische Möglichkeiten prüfen und weitere Flächen erschließen.

www.lust-auf-stadt.de/antrag