Stadtplanung im 21. Jahrhundert
Neue Leipzig Charta / IBA 2027
Der rasante gesellschaftliche und klimatische Wandel benötigt Antworten von der Stadtplanung. Das 20. Jahrhundert war durch die Industrialisierung geprägt: laut und schmutzig, Leitbild der Stadtplanung, festgeschrieben in der Charta von Athen 1933 war die funktionale Stadt mit der Auflösung der klassischen Stadt und der Trennung von Wohnen, Einkaufen und Arbeiten sowie die autogerechte Stadt.
Das passte nicht mehr in das 21. Jahrhundert – Leitbild der Charta von Athen 2007 wurde die „integrierte Stadtentwicklung“ nachhaltiger europäischer Städte. Nur 13 Jahre später wurde aufgrund der gesellschaftlichen Dynamik im Dezember 2020 bereits die neue Leipzig Charta 2.0 vereinbart, die die Idee der Europäischen Stadt neu fasst: Mehr Klimaschutz, sozial verträgliche Wohn- und Bodenpolitik, Anforderungen an Mobilität, etc. – mit großer Übereinstimmung zu Zielen, für die wir Grünen uns schon lange einsetzen.
In diesem Zusammenhang sind auch die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN (SDGs)zu nennen, die für eine nachhaltige Entwicklung und Umsetzung der Agenda 2030 stehen. Bereits 2017 haben wir unsere Anträge für den Haushalt 2018/19 diesen 17 Zielen zugeordnet. Ziel 11 steht beispielsweise für nachhaltige Städte und Gemeinden, Ziel 13 für Maßnahmen zum Klimaschutz.
Große Hoffnungen setzen wir nun in die IBA‘27, die „Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart“, die ebenfalls 2017 auf den Weg gebracht wurde. Durch sie sollen Projekte entwickelt werden, die diese Ziele umsetzen, sichtbar und erlebbar machen. Diese IBA der 3. Generation soll Antworten auf die Frage finden „Wie wollen wir künftig leben, wohnen und arbeiten?“, die 2021 auch das Motto der Architektur-Biennale Venedig ist.
Und weiter: Wie gelingt Wandel unter Wachstum, wie die Rückgewinnung des öffentlichen Raums, welche Mobilität wollen wir zukünftig, wie kommen wir zur nachhaltigen, solidarischen und partizipative StadtRegion Stuttgart?
Vier Themen der IBA-Themenwelt werden herausgestellt:
• Baukultur einer neuen Moderne (Umgang mit dem Bestand, Nutzungsmischung, grüne Infrastruktur)
• Integrierte Quartiere (bezahlbarer Wohnraum, produktive Stadt, Qualitäten wohnungsnaher Freiräume, neue Arbeitswelten)
• Neue Technologien (Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelten, neue Konstruktionsformen in Verbindung mit Energie- und Gebäudetechnik)
• Die Region ist die Stadt (polyzentrisch, regionales Miteinander, Management des Wandels unter Wachstum, Bebauung und Landschaft, Stadt, Natur und Fluss)
Was heißt das konkret für Stuttgart, welche Projekte sind auf dem Weg?
Dreizehn IBA-Projekte wurden 2020 in der Region nominiert, fünf davon sind in Stuttgart:
• Uni Stuttgart, Campus Vaihingen
An einem 36 Meter hohen Turm („adaptives Demonstrator-Hochhaus“) werden Strukturen und Fassaden getestet, die sich selbst an Umweltbedingungen anpassen sollen.
• Der neue Stöckach
Transformation einer innerstädtischen Konversionsfläche: Das frei werdende EnBW-Werksgelände im Stuttgarter Osten wird für rund 800 Wohnungen entwickelt.
• Quartier Böckinger Straße
In diesem Quartier in Zuffenhausen wird die SWSG experimentelle Bautypologien und Wohnformen mit sozialer Durchmischung für ca. 360 Wohnungen schaffen.
• Maker-City
An den Wagenhallen wird ein Experimentierfeld für Wohnen, Arbeiten und Kultur entwickelt, für produktiv-kreative Pilotprojekte und neue Konzepte zur gemischten Stadt.
• Leonhardsvorstadt
Die Leonhardsvorstadt rund um das am Anfang 2023 frei werdende Züblinparkhaus wird in einem Beteiligungsprozess entwickelt.
Weitere Stuttgarter Projekte sind in Vorbereitung, unter anderem das Eiermann-Areal (die ehemalige IBM-Zentrale) in Vaihingen oder das Areal Fleiner Straße/Rotweg in Rot, welches resilient und generationengerecht weiter entwickelt wird. Das Thema „Neckar als Lebensraum – Stadt am Fluss“ zählt ebenso zu den Projekten, die noch aufgenommen werden sollten. >> hier! die Projekte in der Region sowie detaillierte Informationen.
Beate Schiener
Foto: YOLVING/pixabay.com
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