Schulöffnung? Ja, aber sicher!

3. September 20204 Minuten Lesezeit
Foto: pixabay.com/Alexandra_Koch

Seit vorletzter Woche haben auch in Baden-Württemberg die Schulen wieder offen. Ausgegebenes Ziel des Kultusministeriums ist dabei, so viel Präsenzunterricht wie möglich umzusetzen. Das bedeutet eine schrittweise Rückkehr zur Normalität und dringend nötige Entlastung für die Eltern. Aber es hinterlässt bei vielen auch ein mulmiges Gefühl. Noch immer kann nicht als abschließend geklärt gelten, wie wichtig Kinder und Jugendliche für das Infektionsgeschehen sind.
Die Schulöffnungen in anderen Ländern verschaffen uns einen Wissensvorsprung, was es zu tun – und was zu vermeiden gilt. Die in Mecklenburg-Vorpommern nötigen Schließungen ganzer Schulen noch vor wenigen Wochen waren mahnende Vorbilder.
Die Empfehlungen der Gesellschaft für Virologie lassen sich wie folgt zusammenfassen: Lüften, kleinere Klassen, feste Gruppen, Alltagsmasken in allen Jahrgängen auch während des Unterrichts und Fernbleiben bei Atemwegsinfektionen sowie schnelle Quarantäneanordnungen bei Verdachtsfällen. Teils erfüllen die Vorschriften aus Baden-Württemberg diese Vorgaben, teils aber auch nicht. Trotz aufgehobener Abstandsgebote ist ein Maskentragen nur außerhalb des Unterrichts für Schüler*innen ab der fünften Klasse verpflichtend. Ob Lüften im Abstand von bis zu 45 Minuten tatsächlich ausreichen wird, ist ungeklärt.
Bisherige Erfolge im Umgang mit dem Virus, waren auch dem zu verdanken, dass Empfehlungen vonseiten der Wissenschaft gefolgt wurde. Deshalb sehen wir bei den Themen Lüften und Alltagsmasken noch Nachschärfungsbedarf. Insbesondere die Anwendung von Alltagsmasken kann auch neueren Erkenntnissen nach wohl einen großen Beitrag zum Infektionsschutz leisten. An sich zu begrüßen sind die Vorschriften zum Unterricht im möglichst fixen Klassen- bzw. Gruppenverband.
Eine vollständige Rückkehr zum Präsenzunterricht ist zu diesem Zeitpunkt aber weiterhin nicht möglich. So können einzelne Schüler*innen aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Außerdem ist die Gefahr eines weiteren Lock-Downs in Anbetracht der steigenden Fallzahlen weiterhin gegeben. Deshalb werden wir als GRÜNE wo wir können die Möglichkeit des Fernunterrichts unterstützen. Absolute Grundvoraussetzung um erfolgreich teilnehmen zu können sind die entsprechenden Geräte.
„Es kann nicht sein, dass die Teilnahme am Unterricht daran scheitert, dass manche Kinder und Jugendlichen keine geeigneten digitalen Geräte zuhause haben“ findet unsere Fraktionsvorsitzende Gabriele Nuber-Schöllhammer. Wir GRÜNEN finden: dieses soziale Ungleichgewicht müssen wir ausgleichen. Deshalb haben wir zugestimmt, dass die Stadt 13.000 digitale Endgeräte für Stuttgarter Schüler*innen beschafft und zur Verfügung stellt.

Die Umsetzung der Hygienemaßnahmen sind die Grundlage einen neuen Ausbruch des Covid-19 Virus zu verhindern. Dazu braucht es aber im Gegensatz zu „normalen“ Schuljahren einen erhöhten Aufwand für Hygiene und Sauberkeit. Händewaschen und Hände desinfizieren sind die Grundlage und erfordern aber zusätzlichen Aufwand für Schulen und Kitas. Gleichzeitig erfordern die neuen pädagogischen Ansprüche im Hinblick auf Digitalisierung, moderne Raumkonzepte und zeitgemäße Lernmethoden samt entsprechenden Lernmaterialien Mehraufwendungen, um neue pädagogische Welten für das Lehren und Lernen zu schaffen. All dies belastet die Sachkosten der städtischen Kitas und Schulen zusätzlich und nicht unerheblich. Wir wissen was unsere Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte und Betreuungskräfte in den städtischen Schulen und Kitas zusätzlich leisten. Dabei wollen wir sie jetzt unterstützen. Die Sachmittel brauchen die Schulen und Kitas für qualitative Verbesserungen und vermehrten Aufwand bei der Betreuung und beim Lernen, daher ist der städtische Träger in der Pflicht hier zu helfen.
Unser Stadtrat Vittorio Lazaridis meint: „Es kann nicht sein, dass Schul- und Kitabudgets für die Hygienemaßnahmen in Anspruch genommen werden und damit die Anschaffungen die eigentlich pädagogisch notwendig sind darunter leiden müssen, zumal die einzelnen Posten übertragbar sind.“ Deshalb haben wir als GRÜNE im Stuttgarter Rathaus jetzt eine Pauschale pro betreutem Kind an Kitas und Schulen beantragt.