FAQs zum Konzept eines „Hauses des Tourismus“

2. Februar 20219 Minuten Lesezeit

Unsere Position zu der Frage, ob Stuttgart-Marketing das Breitling-Gebäude anmieten soll.

 

Seit wann steht fest, dass das Gebäude frei wird?

Im Juni 2020 wurde öffentlich, dass das Unternehmen Breitling seinen Geschäftsbetrieb Ende 2020 einstellt. Seit Januar 2021 ist das Modehaus Breitling geschlossen.

 

Wer ist der Eigentümer des Gebäudes?

Eigentümerin ist die Familie Breitling. Für die Weiternutzung ihrer Immobilie hat sie neben der Stadtgart Marketing (bzw. der Stadt Stuttgart) noch weitere Interessenten.

 

Warum muss über das vorgelegte Konzept eines „Hauses des Tourismus“ jetzt entschieden werden?

Verständlicherweise hat die Eigentümer-Familie das Interesse, ihre Immobilie bald zu vermieten. Die Chance für die Stadt, den „neuen“ Marktplatz auch über die Nutzung des Breitling-Gebäudes wiederzubeleben, besteht nicht lange. Wenn die Stadt (oder eine städtische Tochtergesellschaft wie die Stuttgart-Marketing GmbH) das ehemalige Modehaus anmietet, kann sie Einfluss darauf nehmen, wie es künftig genutzt wird. Kommt ein anderer Mieter zum Zug, ist der Einfluss nicht mehr gegeben. Ob dort dann eine Boulderhalle oder ein Gastrotempel kommt, ist dann Sache des künftigen Mieters.

 

Was erhofft sich Stuttgart Marketing?

Die Stuttgart Marketing GmbH ist ein Eigenbetrieb der Landeshauptstadt. Sie ist derzeit mit i-Punkten am Hauptbahnhof und am Flughafen vertreten. Die Zukunft des Standorts am Hauptbahnhof ist ungewiss, weil das Gebäudeensemble Königstraße 1 – 3 um- oder neugebaut werden soll. Die Verwaltung befindet sich am Rotebühlplatz 25. Dort läuft der Mietvertrag Ende 2022 aus. Eine Zusammenlegung von Verwaltung und City-i-Punkt bringt Synergien, auch in Hinblick auf das Personal, und Kosteneinsparungen mit sich.

 

Und die Marketing-Gesellschaften von Region und Land Baden-Württemberg?

In den oberen Etagen sollen neben der Stuttgart-Marketing auch die Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus und die Tourismus-Marketing Baden-Württemberg GmbH unterkommen. Auch hier wird durch die Konzentration auf einen Standort ein Mehrwert erwartet. Zudem senken die Untermieter die Kosten für Stuttgart-Marketing.

 

Die Tourist-Information mitten in der Stadt?

Damit würde Stuttgart dem Beispiel vieler anderer Städte folgen, die ihre Tourist-Zentrale zentral in der Innenstadt angesiedelt haben. „Haus des Tourismus“ ist für diese Zentrale der Arbeitstitel, es soll jedoch zum Haus für alle Stuttgarter*innen werden und die Menschen aus der Region werden. Trotzdem wird es auch in Zukunft eine Anlaufstelle am Hauptbahnhof geben.

 

Welche Ziele verfolgen wir am Marktplatz mit diesem Gebäude

Seit vielen Jahren krankt der Marktplatz daran, dass auf ihm – ganz besonders in den Abend- und Nachtstunden – zu wenig Leben herrscht. Wir wollen ihn wieder zu einem der zentralen, lebendigen Plätze der Stadt machen, deswegen haben wir die Umgestaltung und Sanierung des Marktplatzes mit initiiert und auch darauf gedrängt, dass nach Fertigstellung auch Cafés etc. für eine Belebung sorgen.

Derzeit ist das Breitling-Gebäude alles andere als eine Augenweide. Das war früher anders. Mit dem Konzept des „Hauses des Tourismus“ ist ein Umbau und damit Einfluss auf die Gestaltung möglich. Diese Seite des Marktplatzes würde optisch aufgewertet, das Gebäude würde sich harmonisch in die neue Marktplatzgestaltung einfügen.

 

Welche weiteren Chancen sehen wir?

Der derzeitige Verhandlungsstand sieht einen Mietvertrag über 20 Jahre mit der Option einer Verlängerung um 10 Jahre vor. Zudem wird der Stadt ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Mit diesen auf lange Sicht angelegten Konditionen sichert sich die Stadt die Gestaltungsmöglichkeiten am zentralen Platz der Stadt – und kann eines Tages möglicherweise die Immobilie in städtische Hand bekommen. Am Beispiel des Metropol-Kinos sehen wir gerade ja schmerzlich, was es bedeuten kann, auf Neuvermietungen / Umnutzungen eines zentral gelegenen Gebäudes aufgrund der Eigentumsverhältnisse und fehlender Verträge kaum bis keinen Einfluss zu haben.

 

Was erhoffen wir uns von dem Haus des Tourismus für den Marktplatz

Das Haus des Tourismus soll sich nach der vorgelegten Konzeption zum Marktplatz hin großflächig öffnen und in eine Erlebniswelt von Stuttgart und seiner Region einladen. Wir sind davon überzeugt, dass das Haus als Frequenzbringer mit i-Punkt, Showrooms, Gastronomie etc. viel zur Belebung des Platzes beiträgt. Und ein Café oder eine Gastro tut dem Marktplatz gut. Deswegen drängen wir auch darauf, dass die Öffnungszeiten des Hauses und der Gastronomie verlängert werden.

 

Wie stellen wir uns das Haus vor?

Das Erdgeschoss soll sich auf den Marktplatz und in die Umgebung öffnen. Vorverkaufsstellen u.a. der Theater und Museen, Stuttgart-Informationen, Ausstellungs- und Verkaufsflächen, Gastronomie bieten Bürger*innen und Reisenden ein breites Angebot.

Nur in den oberen Etagen sollen Büros untergebracht werden. Außerdem ist dort ein großer Besprechungsraum vorgesehen, der auch von der Stadt bzw. der Bürgerschaft genutzt werden kann.

 

Welche weitere Nutzung stellen wir uns vor?

Im Untergeschoss wollen wir Platz für die Stuttgarter Clubkultur machen. Wir sind überzeugt, ein Club bringt in dieser durch den ÖPNV gut erreichbaren und lärmunempfindlichen Lage ebenfalls mehr Leben ins Zentrum und erfüllt nach den Schließungen von Kings Club, Classic Rock Café, Eiscafé Adria etc. ein großes Bedürfnis v.a. der jungen Stuttgarter*innen.

Die Dachterrasse wird begrünt und auch mit einer PV-Anlage ausgestattet. Wir stellen uns vor allem aber eine öffentlich zugängliche Dachterrasse mit schönem Blick über den Marktplatz vor.

 

Wird das nicht bloß ein teurer Tourismus-Tempel?

Nein. Zugegeben, jetzt am Anfang muss die Stadt einen Investitionszuschuss in Höhe von 9,5 Mio. Euro bringen. Aber auch Familie Breitling beteiligt sich noch mit rund 1 Mio. Euro an den Umbaukosten. Zum einen bringt die Sanierung sowohl stadtgestalterisch als auch energetisch einen Mehrwert. Dann und vor allem sind aber die vereinbarten Mietkosten so, dass mit den Einnahmen aus den beabsichtigten Untervermietungen Stuttgart Marketing sich auf keinen Fall schlechter stellt als derzeit. Und für den Fall, dass die Familie Breitling einer optionalen Verlängerung nicht zustimmt, erhält die Stuttgart Marketing eine Entschädigung.

 

Wäre die Immobilie nicht ideal für ein Haus der Kulturen?

Nein. Wir setzen uns schon lange für ein Haus der Kulturen ein und haben dazu auch bereits einiges auf den Weg gebracht: Die Stadtverwaltung geht für eine Machbarkeitsstudie von einem Raumbedarf von 6.500 Quadratmetern für das Haus der Kulturen aus, dafür ist das Breitling-Gebäude mit nicht einmal 3.000 Quadratmetern deutlich zu klein. Ein Haus der Kulturen, das wirklich seiner Bedeutung entsprechend konzipiert wird, benötigt unbedingt einen großen Veranstaltungssaal. Außerdem hat für uns die gemeinsame Konzeption eines Neubaus des Lindenmuseums zusammen mit einem Haus der Kulturen nach wie vor großen Reiz. Für uns ein möglicher kultureller Baustein im Rosensteinviertel.

 

Haus des ehrenamtlichen Engagements

Für ein Haus des ehrenamtlichen Engagements liegen erste Ideen vor, aber noch lange keine Konzeptionen, die weiterverfolgt werden könnten. Dieser Prozess beginnt erst. Daher kann gerade noch nicht einmal gesagt werden, welche Größe, welcher Raumbedarf erforderlich wäre.