Das Summen soll nicht verstummen

20. März 20182 Minuten Lesezeit

Im November vergangenen Jahres hat die EU trotz erheblicher Bedenken und Kritik aus der Zivilgesellschaft das Totalherbizid Glyphosat für weitere fünf Jahre zugelassen. Damit wurde die weitere Verwendung des Unkrautvernichtungsmittels auch in Deutschland ermöglicht. Glyphosat tötet nicht nur Unkräuter, sondern auch alle Wildpflanzen ab und ist damit einer der Verursacher des massiven Artensterbens in der Agrarlandschaft. Auch der Lebensraum vieler Insekten wird auf diese Weise zerstört und Insektensterben forciert. Gleichzeitig steht das Totalherbizid laut Weltgesundheitsbehörde WHO im Verdacht, beim Menschen Krebs zu verursachen.
Das dramatische Insektensterben in den vergangenen Jahren wird auch mit dem Einsatz von Neonicotinoiden gegen Schädlinge in Verbindung gebracht, eine Gruppe hochwirksamer Insektengifte, die auf die Nervenzellen von Bienen, Schmetterlingen, Käfern, etc. tödlich wirken. In dieser Folge werden auch Vögel, Fledermäuse, Fische, und andere Wildtiere geschädigt oder getötet, welche Insekten als Nahrung benötigen. Deshalb braucht es nicht nur Augenmerk auf dem Einsatz von Glyphosat, sondern auch bei den Neonicotinoiden. Ansonsten befürchten wir künftig auch auf Stuttgarter Feldfluren einen „stummen Frühling“.
Schon im März 2016 hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn den Einsatz von Mitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat zur Unkrautbekämpfung durch das städtische Garten-, Friedhofs- und Forstamt sowie alle Ämter und Eigenbetriebe eingestellt. Schon seit Jahren wird das Unkrautvernichtungsmittel dort nur in Ausnahmefällen verwendet. Wir sind also bereits auf einem guten Weg.
Trotzdem gibt es auch bei der Stadt Stuttgart einige Ausnahmen, was den Einsatz von Glyphosat anbelangt. Schwierig ist es etwa bei den Gleisflächen der SSB. Hier braucht es dringend neue Verfahren, um die Gleisflächen frei von Unkraut zu halten, da dieses sonst das Gleisbett beschädigt. Wir Grüne im Rathaus wollen, dass dieser Einsatz perspektivisch gesehen entfällt. Auch die Umstellung im Weingut Stuttgart ist eine Herausforderung vor allem in den Steillagen, die der Eigenbetrieb bereits heute mit Alternativverfahren versucht zu lösen. Auf lange Sicht wollen wir die landwirtschaftlichen Pachtflächen der Stadt ebenfalls glyphosatfrei machen, damit eine wirkliche „Agrarwende“ kommen kann, wir den Artenschutz ernst nehmen und dem Insektensterben entgegenwirken können.