„Auf jeden kommt es an“ Oberbürgermeister Fritz Kuhn schreibt den Stuttgarterinnen und Stuttgartern

27. März 20204 Minuten Lesezeit

Aus dem Amtsblatt: In eindringlichen Worten appelliert Oberbürgermeister Fritz Kuhn in einem Brief an die Bürgerinnen und Bürger an die Verantwortung aller, macht Mut und dankt den vielen, die für das Miteinander in der Stadt arbeiten.


Das Coronavirus hat die Welt fest im Griff. Auch Deutschland und unser Stuttgart. Deswegen müssen wir jetzt in unserer Stadt zusammenhalten. Auf jeden Einzelnen kommt es an. Es handelt sich um eine gewaltige Anstrengung der gesamten Stadtgesellschaft. Unsere wichtigste Aufgabe ist es jetzt, die Ausbruchsgeschwindigkeit so zu drosseln, dass unsere Krankenhäuser in Stuttgart immer genügend Intensivbehandlungen für die Menschen zur Verfügung stellen können, die das Virus am schlimmsten trifft.

Stuttgart ist gut mit Krankenhäusern versorgt, und wir bauen die Kapazitäten für Intensivbehandlungen weiter aus. Aber der Anstieg der Schwerstkranken muss gebremst werden. Alle Bürgerinnen und Bürger tragen eine Mitverantwortung nicht nur für sich selbst, sondern für alle Stuttgarterinnen und Stuttgarter. Hände waschen, Abstand halten, zuhause bleiben, ältere Menschen mit Vorerkrankungen besonders schützen und ihnen helfen, zum Beispiel beim Einkaufen. Das sind die Stichworte, auf die es jetzt wirklich ankommt. Wir fahren das öffentliche Leben, das wir alle so schätzen, soweit es irgend geht herunter. Das ist schmerzlich, gerade jetzt, wenn es wärmer wird und man gerne viel Zeit gemeinsam draußen verbringen möchte.

Doch das ist jetzt notwendig, zunächst einmal bis zum Ende der Osterferien. Vielleicht sogar auch länger. Wenn man ehrlich ist, dann kann man heute in der letzten März-Woche noch nicht sagen, wie lange es wirklich dauern wird. Auch das ist eine bittere Wahrheit. Aber eines ist sicher: Je konsequenter wir uns alle an die Regeln und Vorschriften halten, umso eher werden wir das Virus in Schach halten und unser normales freies Leben wieder aufnehmen können.

Die Stadt hat einen Krisenstab eingerichtet, in dem unter meiner Leitung alle Ämter zusammen mit Polizei, Feuerwehr sowie dem Leiter unseres Gesundheitsamtes, Professor Ehehalt, und dem Medizinischen Direktor unseres Klinikums, Professor Jürgensen, vertreten sind. Dort werden die nötigen Entscheidungen sofort getroffen. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die mitmachen und dazu beitragen, dass unsere Stadt zusammenhält. Bei den vielen Bürgerinnen und Bürgern, die solidarisch mithelfen. Bei den Beschäftigten in den Kliniken ganz egal ob Ärzte oder Pflegepersonal. Natürlich auch bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, die ebenfalls Immenses leisten. Natürlich auch bei den Eltern, die jetzt mit ihren Kindern zuhause sind, sie beschäftigen, mit ihnen spielen oder lernen. Bei der Feuerwehr, der Polizei, dem DRK, bei allen technischen Diensten, auch bei der Müllabfuhr. Schließlich auch bei den umsichtigen Beschäftigten der Lebensmittelgeschäfte, die einen tollen Job machen. Auch unsere städtischen Verwaltungsmitarbeiter verdienen unsere Anerkennung, ebenso der Gemeinderat, der als Hauptorgan unserer Stadt eine zentrale Bedeutung hat.

Liebe Leserinnen und Leser unseres Amtsblatts, das alles wird nicht einfach in den nächsten Wochen. Aber Fatalismus wäre nun das Allerschlimmste. Ich meine den asozialen Fatalismus der Corona-Partys oder die fatale Haltung derer, die sagen: „Sollen doch die anderen machen, mit mir nicht.“ Und wer in den sozialen Medien irgendwelche Falschinformationen mit dem Ziel der Verunsicherung betreibt, stellt sich ebenfalls außerhalb unserer Stadtgesellschaft auf. „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, heißt es 1803 in einer Hymne von Friederich Hölderlin. Ich habe die Hoffnung, dass jetzt nicht das Destruktive wächst, sondern eben das, was uns helfen kann, das Virus zu besiegen. Eine solche Hoffnung macht es einfacher, die vielen aktuellen Einschränkungen zu ertragen. Helfen Sie alle mit.


Oberbürgermeister
der Landeshauptstadt