Zwei Anbau-Varianten für die Villa Berg
Der Rückkauf der Villa Berg und der Beschluss, den Park zu renaturieren, um beide den Stuttgarter*innen zurückzugeben, wird nun Stück für Stück Realität.
„Wir GRÜNE freuen uns, dass die Villa Berg künftig für alle Stuttgarter*innen öffnet und ein wichtiger Ort für Naherholung, Begegnung und Kultur entsteht, wie es sich die Bürger*innen gewünscht haben.“
Petra Rühle, Fraktionsvorsitzende
Der Weg dorthin war jedoch nicht ohne Widerstand. Sowohl die CDU als auch die Freien Wähler plädierten 2013 noch für eine Bebauung des Parks durch einen privaten Investor. Doch durch den Einsatz des Bezirksbeirat Ost, zusammen mit Occupy Villa Berg, dem Stöckach-Treff und mit Unterstützung des damaligen OB Fritz Kuhn sowie unserer Fraktion gelang es, den Grundsatzbeschluss des Gemeinderats zum Erhalt der Villa Berg und Renaturierung des Parks herbeizuführen.
„Wir sind froh, dass wir diese Chance genutzt haben und der Park und künftig auch die Villa an die Bürger*innen zurückgegeben werden kann. Ebenso begrüßen wir, dass eine Bürgerbeteiligung entstehen konnte, die weiterhin aktiv dabeiblieb, und die zu einem tollen Ergebnis für den Stuttgarter Osten und zur Steigerung seiner Attraktivität nicht nur für die Bürger*innen vor Ort, sondern für alle Stuttgarter*innen geführt hat.“
Petra Rühle, Fraktionsvorsitzende
Sanierung von Park und Villa
In einem ersten Schritt wird nun der historische Park saniert. Dabei werden auch viele Maßnahmen für den Klimaschutz umgesetzt. In der Villa soll es künftig zwei Veranstaltungssäle, Projekträume, Werkstätten und Gastronomie geben. Vorgesehen ist eine Nutzfläche von 4.000 Quadratmetern für ein Haus für Musik und Mehr mit Strahlkraft weit über Stuttgart-Ost hinaus. Heute konnte der Ausschuss für Stadtentwicklung einen ersten Blick auf zwei konkrete Vorentwürfe werfen:
Die Variante NORD sieht die Erweiterung der Villa Berg im Norden zwischen Bestandsgebäude und SWR-Gebäude vor. Die Anbauten sollen dort ergänzt werden, wo noch bis 1945 zwei Flügelanbauten standen. Zudem soll ein großzügiges Untergeschoss mit Lichthöfen unterschiedliche Nutzungen ermöglichen.
Die Variante OST sieht den Anbau dort vor, wo aktuell vor der Villa Berg geparkt wird. Der Anbau im Osten verlängert den Sockel der Villa und soll für alle offen zugänglich sein. Auf diesem Anbau sitzt ein weiterer Veranstaltungssaal mit einer gewellten Außenhülle aus Holz.
Die Öffentlichkeitsbeteiligung zu den beiden Varianten NORD und OST umfasste fünf Beteiligungsveranstaltungen und insgesamt nahmen rund 200 Bürger*innen teil. Über alle Workshops hinweg zeigte sich eine Präferenz für die Variante NORD.
Übrigens: Während der gesamten Zeit der Parksanierung bleibt die „Grüne Oase“ im Stuttgarter Osten für die Besucher*innen geöffnet. Auch Kulturveranstaltungen können im Park weiterhin stattfinden.
Wie alles begann
Mit dem Neubau des SWR an der Neckarstraße begann der Niedergang der Villa Berg. Sämtliche Versorgungsleitungen wurden gekappt, die Villa stand verlassen. 2007 folgte der Verkauf an die Häussler-Gruppe, die eine Restauration in der Villa mit weiteren Nobelvillen inmitten des Parks finanzieren wollte. Das Kleinod sollte zum reinen Spekulationsobjekt degradiert und im Park sollten Luxuswohnungen gebaut werden. Doch dagegen wehrten sich Einwohner*innen und Bezirksbeirat.
Schon damals war es das Ziel: Die Stadt soll die Villa wieder zurückkaufen, Villa und Park sollten der Bevölkerung zurückgegeben werden. Viele Diskussionen folgten, Häussler war insolvent, ein anderer Investor übernahm. Die Villa Berg befand sich in einem verwahrlosten und heruntergekommenen Zustand.
Occupy Villa Berg
Auch die Bürgerschaft war aktiv, seit 2012/13 traf sich Occupy Villa Berg zu regelmäßigen Stammtischen in der Friedenau, zu Parkführungen, Picknicks, Diskussionsveranstaltungen und kulturellen Events wie Konzerten.
2013: Grundsatzbeschluss im Gemeinderat
Mit Hilfe der Hochschule für Technik und der Firma Kärcher wurde die Reinigung und Restaurierung des Belvederes im Rosengarten in Angriff genommen. Auch die GRÜNEN im Bezirksbeirat setzten sich weiter für die Villa ein, genauso auch der damalige Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Im Juli 2013 folgte mit Unterstützung unserer Fraktion der Grundsatzbeschluss des Gemeinderats, die Villa Berg zu sanieren und den Park der Villa Berg zu renaturieren. Auch das stand lange noch auf der Kippe, CDU und Freie Wähler plädierten weiterhin für eine Bebauung im Park durch einen privaten Investor.
Doch die Chance, die Villa, aber auch den Park wieder den Bürger*innen zurückzugeben, wurde genutzt. Und so auch das, was der Bezirksbeirat seit vielen Jahren parteienübergreifend gefordert hatte, zusammen mit den Berger Bürger*innen, Occupy Villa Berg und dem Stöckach-Treff. Der Beschluss kam 2013 passend zum Jubiläum des ersten Kaufs durch die Stadt im Jahre 1913.
2016: Stadt kauft Villa Berg
Aber auch dann dauerte es noch, zähe Verhandlungen waren nötig: Doch seit dem ersten Januar 2016 ist die Villa wieder im Besitz der Stadt. Eine Zwischennutzung war aufgrund des erbärmlichen Zustands nicht nur der Villa, sondern auch der Studios leider nicht möglich.
Bürgerbeteiligung
Doch es folgte der nächste große Schritt: Eine groß angelegte Bürgerbeteiligung, die der Bedeutung von Villa und Park gerecht wurde. Heterogen zusammengesetzte Arbeitsgruppen nahmen ihre Arbeit auf. Große Veranstaltungen mit renommierten Fachleuten folgten, die vielen Ideen aus der gesamten Stadt wurden gesammelt, eingeordnet und bewertet, gemeinsam konnte ein Nutzungskonzept gefunden werden.
Haus für Musik und Mehr
Die Strahlkraft von einst soll die Villa auch in Zukunft wieder entfalten können. Dies war der Wunsch der Bürgerinnen und Bürger. „Ein Haus für Musik und Mehr“ war das Ergebnis der umfangreichen und gut besuchten Bürgerbeteiligung zu Villa und Park.
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