Newsletter 04/2020: Verkehrswende in der City – jetzt nicht nachlassen

In der Stuttgarter Innenstadt soll sich, besonders entlang der B14, in Sachen Stadtplanung Einiges tun in den kommenden Jahren. Zum Glück! Aber der Abschied von der autogerechten Stadt scheint nicht allen leicht zu fallen. Jüngst bei einer Entscheidung zum Gebhard-Müller-Platz (die große Kreuzung zwischen Wagenburgtunnel und HBF) zeigte sich wieder einmal, wie brüchig die Mehrheiten sind, wenn geprüft werden soll, ob alte S21-Pläne und die Vision eines neuen Stuttgarts zusammenpassen.

Wir blicken gespannt der Präsentation des Wettbewerbs zur B 14, die wegen Corona vom Mai einige Monate verschoben werden muss, entgegen: Das recht riesige Gebiet zwischen Schwanen- und Marienplatz soll „unter Berücksichtigung verkehrstechnischer Erfordernisse“ städtebaulich weiterentwickelt werden. Hier wird sich das Umdenken in der Nutzung des öffentlichen Raums materialisieren und mehr gleichberechtigte Teilhabe aller verwirklichen lassen. Die Trennwirkung der autogerechten Stadtplanung des letzten Jahrhunderts – nicht nur die Staatsgalerie klagt darüber, dass sie durch die Straßenschneise abgehängt ist – soll aufgehoben, der unattraktive Straßenraum aufgewertet und Übergänge sollen möglich werden. Die Stadtteile rechts und links der Straße werden wieder in Verbindung treten. Als Ziel haben wir dem Wettbewerb mitgegeben, das heutige Verkehrsaufkommen auf der B 14 in der Innenstadt durch eine Halbierung der Verkehrsflächen für den motorisierten Individualverkehr um 50 Prozent zu reduzieren.

Auf der anderen Seite des Cityrings, der B 27, sind wir noch nicht so weit. Die Mittel für einen städtebaulichen Wettbewerb, der in den kommenden beiden Jahren stattfinden soll, wurden jetzt aber im Haushalt bereitgestellt.  Das ist gut und richtig so und wir sind froh, dass die Maßgabe der Halbierung der Verkehrsflächen für den Wettbewerb von einer breiten Mehrheit von uns GRÜNEN, der FrAKTION, der SPD und von PULS getragen wurde. Für uns war und ist eigentlich selbstverständlich, dass dieser Wettbewerb für Stuttgart von zentraler Bedeutung ist. Es geht nicht zuletzt darum, die autogerechte Stadtplanung der Vergangenheit auch an dieser autobahnähnlichen Trasse längs durch Stuttgart zu überwinden. Leider ist diese Mehrheit dann brüchig, wenn es Mut bräuchte, auch Planungen in Zusammenhang mit S21 angesichts dieses Wettbewerbs auf den Prüfstand zu stellen und unter den Ergebnissen, die ja noch dieses Jahr vorliegen werden, neu zu bewerten. Da kommt die SPD in Wanken, dieselbe SPD, die gar die grundsätzliche Frage der Sanierung des Opernhauses im Littmannbau vom Ausgang des Wettbewerbs abhängig machte. Dies ist nun wirklich weit hergeholt, denn der Wettbewerb wird kaum zum Ergebnis kommen, den Opernbau abzureisen. Aber die Verkehrsplanung der Unterfahrung Gebhard-Müller-Platz hat nun wirklich unmittelbaren Einfluss auf die Gestaltung der B14, oben wie unten und von der gemeinsam beschlossenen Verkehrswende und Reduzierung der Flächen ist nichts mehr übrig.