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Solidarität und Gemeinnützigkeit auf dem Wohnungsmarkt
Deutschland war bis in die 80-er Jahre hinein eine der Hochburgen des sozialen Wohnungsbaus. Wichtige Akteure waren Genossenschaften, die sich nach der Idee der genossenschaftlichen Selbsthilfe gründeten mit dem Ziel, ihre Mitglieder mit preisgünstigem Wohnraum zu versorgen. Die Baugenossenschaft Neuer Heim beispielsweise, die jetzt eine tragende Funktion bei der Errichtung des Quartiers am Wiener Platz inne hat, wurde von Donauschwaben gegründet, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Heimat in Stuttgart gefunden hatten.
Zunächst hatten sie im Barackenlager Schlotwiese in Zuffenhausen eine Unterkunft gefunden, einem der größten Lager für Rückkehrer, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Deutschland, ganz bewusst versteckt auf einer Waldlichtung gelegen. Durch große Eigeninitiative der Genossinnen und Genossen konnten die ersten 18 Wohnungen bereits 1949 in Stuttgart-Rot fertiggestellt werden.
Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung
Mit der Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit 1988 und dem anschließenden Rückzug des Bundes aus der Förderung war die Wohnungspolitik um die Jahrtausendwende in Deutschland von Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung geprägt. Öffentliche Wohnungsbestände wurden zum handelbaren Marktgut. Verkäufe von Wohnungen der öffentlichen Hand trugen zur Knappheit an bezahlbarem Wohnraum bei.
Neue Wohnungsgemeinnützigkeit
Die Bundestagsfraktion der GRÜNEN hat unter dem Namen der „Neuen Wohnungsgemeinnützigkeit“ (NWG) ein Modell zur Diskussion gestellt, das statt Spekulation und Renditeerwartung Solidarität und Gemeinnützigkeit auf dem Wohnungsmarkt anstrebt. Die NWG soll Baugenossenschaften wie auch lokalen Initiativen und Baugemeinschaften offen stehen.
Die nicht rendite-orientierten Wohnbaugesellschaften oder Baugenossenschaften im Bündnis für Wohnen sind wichtige Partner bei der Entwicklung städtischer Flächen, denn sie bauen nicht für den schnellen Wiederverkauf der Wohnungen, sondern halten diese in ihrem Bestand. Wir sind froh über ihren engagierten Wiedereinstieg in den sozialen Wohnungsbau und wollen erreichen, dass sie weiterhin auf diesem Feld aktiv sind.