Gleichstellung braucht starke Grüne

4. Dezember 20182 Minuten Lesezeit
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Das haben sich Frauen, die vor 100 Jahren für das Frauenwahlrecht in Deutschland und überall auf der Welt gekämpft haben, mit Sicherheit anders vorgestellt. Denn ein Jahrhundert nach Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland, gibt es beim Thema Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen immer noch viel zu tun. Denn auch wenn Frauen mittlerweile seit 100 Jahren durch Abgabe ihres Stimmzettel Einfluss auf die Politik nehmen können, sind sie selbst innerhalb der politischen Gremien immer noch unterrepräsentiert. Die Zahlen sind besorgniserregend: Nur zehn Prozent Bürgermeisterinnen bundesweit, in Bayern sogar nur vier Prozent. Generell lässt sich sagen, dass, je kleiner die Gemeinde, desto geringer der Frauenanteil in den Kreis- und Gemeinderäten. Allein in Baden-Württemberg kommen 64 Gemeinderäte ganz ohne Frauen aus. Und auch im neuen Bundestag sitzen weniger weibliche Abgeordnete – waren es von 2013 bis 2017 noch 37 Prozent sind es nun nur noch 30. Besonders AfD und FDP haben wenige Frauen in ihren Reihen. Damit wird eine jahrelange Entwicklung erstmals signifikant unterbrochen.
Auch in der Landeshauptstadt Stuttgart gibt es mehr Männer als Frauen im Gemeinderat. Im Moment haben 22 Frauen (von insgesamt 60 Sitzen) einen Sitz im Rat inne. 9 dieser 22 Frauen sind Mitglieder der Grünen Fraktion, die es vor fünf Jahren – auch dank des Angebotes einer durchgängig mit Frauen quotierten Wahlliste – in den Gemeinderat geschafft haben. Andere Parteien im Rat sind auf dieses ‚Vordenken‘ eingeschwenkt. Zum Beispiel die SPD; sie hat mittlerweile gleich viele Frauen wie Männer auf ihrer Liste. Ihr Spitzenkandidat bleibt aber weiterhin männlich. Auch die CDU hat bei ihrer Listenaufstellung für die kommende Kommunalwahl mit mehr Frauen als üblich überrascht. Erfreulich, dass wir in dieser Hinsicht eine starke Wirkung auf die anderen Parteien ausgeübt haben und sogar äußerst konservative Lager verstanden haben, dass gerade auch in der Kommunalpolitik, wo das Lebensumfeld der Menschen ganz unmittelbar betroffen ist, Frauen ihre Erfahrungen und Sichtweisen noch mehr einbringen müssen. Doch solange Chancen, Macht, Geld und Zeit immer noch nicht gerecht zwischen Frauen und Männern aufgeteilt sind, so lange braucht es auch starke Grüne im Stuttgarter Gemeinderat.